Tana Toraja – der Totenkult

Während der Tod bei uns so eine Art tabuthema ist – so auch für mich – spielt der Tod hier in rantepao eine wichtige ja eine lebendige Rolle im leben der torajas.

Auch für mich ist das Thema Tod ein Thema mit dem ich nicht wirklich umgehen kann. Als kleines Kind starb meine uroma und nach ihrer Beerdigung habe ich mir tagelang Gedanken darüber gemacht was nach dem Tod eigentlich ist….und es hat mir angst gemacht, diese leere, das NICHTS.

Als mein Opa vor 3 Jahren starb, wollte ich yara meine Erfahrung ersparen und wir haben uns entschieden sie nicht mit zu seiner Beerdigung zu nehmen . Jetzt im Nachhinein bereue ich es, denn sie hat oft gefragt was mit Opa passiert ist, wo er jetzt ist…aber mittlerweile denke ich, es ist wichtig über dieses Thema zu sprechen, damit konfrontiert zu werden denn es gehört eben zum leben dazu. Sie konnte nicht richtig Abschied nehmen und nicht sehen was mit ihm oder seinem Körper passiert ist. Heute würde ich vieles anders machen und das hat hauptsächlich mit unseren reisen zu tun, mit den Erfahrungen die wir auf solchen reisen machen. Und ich bin so dankbar dafür. ❤

Hier in Zentealsulawesi spielt der Tod eine sehr wichtige Rolle. Er ist allgegenwertig.

Die Toraja glauben, dass ein Erdenleben nur ein Übergang ist und nur dasJenseits (Puya) von Bedeutung ist. Beim Tod eines Menschen verlässt dieSeele zwar den Körper, aber verbleibt in der nächsten Umgebung. Der Leichnam wird darum einbalsamiert und im hinteren Teil des Hauses aufgebahrt, bis das Begräbniszeremoniell vollzogen ist, was teilweise mehrere Jahre dauern kann. Je höher der Status, desto länger wird der Leichnam im Haus aufbewahrt und umso höher die Erwartung an eine besonders große Beerdigung. Der im Haus aufbewahrte Verstorbene wird wie ein lediglich schlafendes Familienmitglied behandelt. Durch die Behandlung der Leiche mit Formalin wird der Verwesungsprozess verzögert und eine Mumifizierung erreicht.[14] Früher wurden die Leichen einbalsamiert.[15]

Je höher das Ansehen des Toten ist, umso mehr Wasserbüffel (die weißen gelten als die wertvollsten) müssen bei dem Fest geopfert werden. Die Wasserbüffel sind ein Symbol für Macht und Reichtum. Die Toraja glauben, dass der Verstorbene die Büffel braucht, um seine Reise ins Jenseits zu machen, und dass sie schneller nach Puya kommen, wenn viele Büffel geopfert wurden. Bei der Beerdigung ist heute häufig sowohl ein christlicher Priester als auch ein Aluk-Priester (To-Minaa) anwesend. Beerdigungen und andere Feierlichkeiten finden traditionell an einem besonderen Zeremonienplatz dem Rante statt. Auf einigen Rantes sind auch Menhire zu sehen, die für besonders verdienstvolle Verstorbene von hohem Status aufgestellt wurden. An den Begräbnisfeierlichkeiten, welche mehrere Tage dauern können, nehmen hunderte Personen teil. Die Toraja stören sich nicht daran, dass auch Touristen an diesen Feierlichkeiten teilnehmen. Die Teilnehmer tragen Kleidung in dunklen Farben, vor allem rot oder schwarz. Solche Feierlichkeiten können zum finanziellen Ruin führen. Das Schlachten von Dutzenden von Wasserbüffeln und Hunderten von Schweinen mit einerMachete ist der Höhepunkt der aufwendigen Todfeier mit Tanz und Musik und Jungen, die das spritzende Blut in langen Bambusrohren auffangen.[16] Es wird genau buchgeführt, wer der Gäste wie viele Schweine als Geschenk zur Beerdigung mitbringt, stirbt jemand aus deren Familie so ist das Geschenk mit gleicher Geste zu vergelten. Auch der indonesische Staat verdient mit und ein Beamter zählt die gebrachten Gaben am Eingang um die zu zahlenden Steuern zu berechnen.

Traditionell sind auch Hahnenkämpfe (bulangan londong) Bestandteil derZeremonie, da sie wie das Opfern von Büffeln und Schweinen Blutvergießen auf der Erde beinhaltet. Die Tradition erfordert das Opfern von mindestens drei Hähnen. Allerdings ist es üblich, mindestens 25 Paare von Hähnen gegeneinander im Rahmen der Zeremonie kämpfen zu lassen.[17] Da bei den Kämpfen aber um Geldbeträge gewettet wird, sind die Hahnenkämpfe als Glücksspiel im islamisch geprägten Indonesien offiziell verboten. Personen von hohem Status werden in runde Särge gelegt. Für sie werden extra kunstvolle Sänften gebaut, die nur einmal für den Transport zum Eingang der Felskammer benutzt werden, danach werden die Sänften dort zurückgelassen.

Im Ritual Ma’Nene, das im August stattfindet, werden die Körper der Verstorbenen exhumiert, um gewaschen, gepflegt und neu eingekleidet zu werden.[18] Die Mumien werden dann durch das Dorf geführt.[19]

Da die Toraja glauben, alles ins Jenseits mitnehmen zu können, werden den Toten wertvolle Grabbeigaben mitgegeben und in kunstvoll geschnitzten Holzsärgen an Felswänden aufgehängt. Wegen der Grabplünderungen versuchen die Toraja, ihre Toten in Höhlen oder später in künstlich angelegten Felsengräbern zu verstecken. Die Felsengräber werden von Hand in die Kalksteinfelsen gehauen und bieten Platz für eine ganze Familie. Vor den Eingängen der Höhlen und Felsengräber stehen auf Balkonen Holzfiguren (Tau Tau genannt), die den Verstorbenen darstellen. Grabhöhlen und Tau-Taus erhalten jedoch nur die Adeligen. Tau Taus wurden Zielscheibe von Grabräubern, die sie an Antiquitätensammler verkauften. Bei mehreren Gelegenheiten wurde ein gestohlener Tau Tau in einer Ausstellung gezeigt, zum Beispiel im Brooklyn Museum im Jahr 1981 und in der Arnold Herstand Gallery in New York im Jahr 1984. Die einfachen Leute werden oft vor den Höhlen der Adeligen bestattet. Es gibt daher je nach Status mehrere Methoden der Beerdigung, der Sarg kann in eine Höhle oder in ein Steingrab gelegt werden oder frei hängend an einer Felswand. Erdbestattungen sind tabu, jedoch werden heute statt der traditionellen Familien-Höhlen auch oft moderne Grabhäuser gebaut. Neugeborene Babys werden in besonderen Bäumen bestattet. Es handelt sich dabei um eine besondere harzreiche Baumart. Das Harz soll die Kinder ähnlich wie Muttermilch nähren, damit sie gemeinsam mit dem Baum wachsen, da man sie als zu jung zum Sterben ansieht. Allerdings geraten die althergebrachten Traditionen allmählich in Vergessenheit, da immer mehr Toraja in die Städte ziehen und dort nach Arbeit suchen.

Wir nehmen teil an einer Beerdigungszeremonie. Aber bewusst nicht an dem Tag an dem die Tiere geopfert werden, denn das möchten wir yara, ilyas und auch uns ersparen. Es reicht schon das auf dem Platz auf dem die Zeremonie statt findet ein Büffelkopf liegt, der zuvor getötet wurde. Am Wegesrand liegen Schweine gefesselt an Bambusstöcken  in der prallen Sonne, schreien, zittern und warten auf ihre Erlösung. Ihre gequälten schreie lassen mir Tränen in die Augen steigen und ich frage mich wie grausam können Menschen eigentlich sein. Touristen, die sie armen Tiere bei ihrem leid Filmen…..nee geht gar nicht…… am liebsten möchte ich einfach nur weg. Aber wir haben uns gerade hingesetzt und die Familie bietet Tee und Café an, wir sollen noch zum essen bleiben.  Na hoffentlich gibt es kein büffelfleisch 😣

Nach einer halben Stunde wird der Sarg der in einem typischen toraja Häuschen steht von einigen Männern umher getragen, geschaukelt und es wird gesungen und getanzt. Im Nachhinein schaue ich mir das Video an und ja es ist schon beeindruckend wie sie „dieses Ereignis“ feiern aber in dem Moment konnte ich mich einfach nicht darauf einlassen. Ich konnte auch keine Fotos machen. Ich frage mich wie es für die Familie sein muss das so viele Touristen – und es waren wirklich einige (in den ganzen Wochen die wir in sulawesi waren habe ich nicht so viele Touristen gesehen) an einer eigentlich so intimen Feier teilnehmen, Fotos machen, filmen mit der Familie mit tanzen ??!!!

Für mich wäre das nicht vorstellbar und für mich fehlt in dieser Situation irgendwie der Respekt, aber wäre es nicht ok für die Familie, dann würde das ganze so wohl auch nicht stattfinden…..

Wir besuchen eine Familie dessen „oma“ vor 5 Jahren verstorben ist. Sie liegt in einem Zimmer, neben ihr Ihr Mann der vor 14 Tagen verstorben ist. Der Sohn führt uns ins Zimmer, bevor er es betritt begrüsst er fröhlich seine Eltern “ Hallo Mama, Hallo papa“ zwischendurch kommen Kinder rein, lachen, spielen mit niam. Es ist crazy……aber auch sehr beeindruckend……..

FOTOSTRECKE

Changing Clothes Zeremonie- MA-NENE der Sarg wird geöffnet um dem verstorbenen neue anziehsachen anzuziehen

Der Weg zur changing-clothes Zeremonie führt über schlamwege vorbei an riesigen bambusplantagen

Der grösste büffelmarkt SOA
Büffelmarkt
Büffelmarkt
Albinobüffel – Der teuerste Büffel unter allen. Man glaubt, dass das Muster auf Ihnen die Weltkarte darstellt und dem verstorbenen hilft besser den Weg ins Puya zu finden. Er kostet 40.000 EUR
Typisches Toraja Häuschen- die büffelhörner stammen von geopferten Büffeln einer Zeremonie

Regenschirm

Särge in den Höhlen bei Lemo

Höhlen bei Lemo
Ne pakku family homestay
Homestay
Der Baby Baum

Puppets – Tau-Tag-  bei Lemo
Lemo

Autor: Nicole

Die erste fernreise machte ich zusammen mit meiner Mama 1996 ; 1 Monat durch Costa Rica. Mit meinen Eltern habe ich so ziemlich jedes europäische Land besucht. Die liebe zu asien begann aber erst viel später. 2005 reiste ich 1 Monat mit meiner mama durch Thailand. Danach folgten Mehrmals Thailand Mehrmals Malaysia Indonesien u.a. Java Sumatra Bali Singapur Indien

2 Kommentare zu „Tana Toraja – der Totenkult“

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